Prämonstratenser-Tertiar:Innen-Mannheim
Kanonie Hamborn
Die Spiritualität der drei Säulen
Die PrämonstratenserInnen leben nach der Regel des Hl. Augustinus, die vor allem die urchristlichen Gemeinde, wie sie uns in der Apostelgeschichte überliefert wurde, zum Vorbild hat. Nach dieser Regel leben die Chorherren und Chorfrauen und in vereinfachter weise die TertiarInnenen als dritter Orden der Prämonstratenser. Darüber hinaus haben sich für alle drei Säulen herausgestellt: communio, contemplatio und actio.
communio
Die Gemeinschaft ist uns sehr wichtig. Das ist natürlich im Prämonstratenserorden bei den Chorherren und Chorfrauen im Kloster eher zu verwirklichen, als bei uns TertiarInnen, die wir in ganz Deutschland verstreut leben. Dennoch treffen wir uns regelmäßig zum geistlichen Austausch und sind im Gebet und über die vielfältigen medialen Möglichkeiten untereinander und besonders mit den Chorherren in der Abtei Hamborn in Duisburg verbunden.
contemplatio
Das geistliche Leben ist nicht möglich ohne das Gebet und die geistliche Meditation. Wir verbinden uns so mit den Chorherren und Chorfrauen im Stundengebet, Wie jeder und jede sein geistliches Leben im Alltag unterbringt und welche Schwerpunkte sie oder er dabei setzt, ist dabei der oder dem Einzelnen überlassen.
actio
Die Prämonstratenser arbeiteten - anders als die Mönchsorden - von Anfang an in der Seelsorge oder der kirchlichen Lehre. Die Tätigkeit der Prämonstratenser-TertiarInnen erfüllt sich im Engagement in der Kirche vor Ort. Hier sind wir im Gottesdienst tätig, im Pfarrgemeinderat, Gemeindeteam, als Küster oder in der Seelsorge. Auf vielfältige Weise leben wir in und mit der Kirche und sind so Zeugen der Auferstehung Jesu und sein Wort in der heutigen Zeit.
Die Prämonstratenser
Es war Norbert aus dem Kanonikerstift in Xanten, der im französischen Prémontré Gleichgesinnte fand und nach seinen Vorstellungen und Erfahrungen diese Gruppe formte. Er gab ihnen die Regel des Hl. Augustinus, nach der sie lebten. So wurde mit der Ablegung der Gelübde an Weihnachten 1121 der Chorherrenorden gegründet, der nach dem Gründungsort "Prämonstratenser", bzw. nach seinem Gründer "Norbertiner" genannt wurde. Als Priester in klösterlicher Gemeinschaft wollten sie bei monastischem Tagesablauf in der Seelsorge an den Menschen in der Kirche wirken.
Unterstützt wurden sie schon bald durch Frauen, die sich der Spiritualität Norbert's anschlossen und zum 2. Orden Prämonstratenserinnen wurden. Zumeist in Doppelklöster lebend, unterstützten sie als Chorfrauen durch ihr Gebet und ihre Kontemplation das Leben der Chorherren. Später wurden die Doppelklöster aufgehoben und in eigene Männer- und Frauenklöster umgewandelt. Die Berufung der Chorherren und Chorfrauen aber blieb bestehen.
Von Anfang an fand sich eine Gruppe von zumeist Laien, beginnend mit Thibaut de Champagne, die sich den Prämonstratensern in geistlicher Freundschaft verbunden fühlten und in ihrer Spiritualität, wenn auch nicht im Kloster, leben wollten. Diese lebten in der Welt als verheiratete oder unverheiratete Leute, die aber in der Gemeinschaft der Tertiaren den 3. Orden der Prämonstratenser bildeten.
Prämonstratenser leben in einem Verbund von selbständigen Klöstern, die durch den Prälat bzw. Abt geführt werden. Abhängige Klöster werden durch einen Prior geführt. Als TertiarInnen gehören wir zur Abtei Hamborn. Unser Prälat dort ist zurzeit Abt Albert Dölken. In der Zeit der Säkularisation von 1803 wurden viele der zahlreichen Prämonstratenser- Klöster aufgehoben. Heute finden wir vier Prämostratenserklöster in Deutschland, nämlich in der Abtei Hamborn in Duisburg, Abtei Roggenburg und der Abtei Windberg. Zur Abtei Hamborn gehört auch das Priorat in Magdeburg.
Weltweit wirken heute etwa 1300 Chorherren und -frauen der Prämonstratenser.
Weitere Informationen zu den Prämonstratenser unter: www.abtei-hamborn.de.
Mannheim
Erstmals 766 im Lorscher Codex erwähnt, erwächst Mannheim mehr und mehr zur bedeutenden Handels-, Residenz- und schließlich zur Industrie- und Universitätsstadt mit heute über 300.000 Bewohnern. Sie ist das multikulturelle Zentrum der Rhein-Neckar-Metropolregion und konfessionell sehr weit aufgefächert. Christen, Juden, Muslime und viele Glaubensrichtungen mehr bilden das große Miteinander, das es auch für uns Tertiaren täglich zu leben gilt. Und genau hier fühlen wir uns wohl. Das bunte Stadtbild und das selbstverständlich friedliche Zusammenleben hat auch für uns einen konkreten Platz für Gemeinschaft, Gebet und Actio: die Jesuitenkirche Mannheim. Die kleine prämonstratensische Gemeinschaft ist nicht mehr aus der Kirchengemeinde weg zu denken.
Weihnachten oder Ostern?
Für viele Menschen ist die Advents- und Weihnachtszeit die schönste Zeit im Jahr. Die vielen Weihnachtsmärkte und die Begegnung und die Feier mit der Familie am Ende des Jahres geben dem großen Familienfest einen festlichen Charakter. Ostern dagegen verbindet man eher mit dem Osterhasen und Ostereier. Ein Frühlingsfest, dass aber keine besonderen weltlichen Traditionen ausgebildet hat.
Für die Familie der Prämonstratenser hat Weihnachten eine zweifache Bedeutung. Zum einen feiern wir das Geburtsfest unseres Herrn Jesus Christus und damit den Beginn seines irdischen Lebens, in dem er uns gezeigt und vorgelebt hat, was wir heute in unserer kirchlichen Tätigkeit umsetzen wollen. Zum anderen legte unser Ordensgründer, der Hl. Norbert von Xanten, an Weihnachten im Jahr 1121 mit seinen Mitbrüdern in Prémontré, nordöstlich von Paris, seine Ordensgelübde ab. Damit war der Orden der Prämonstratenser gegründet. Deswegen ist Weihnachten für uns von ganz eigener Bedeutung.
Ostern ist für uns natürlich das höchste Fest im Christentum, an dem Jesus Christus von den Toten auferstanden ist und uns damit ein ewiges Leben bei Gott ermöglicht hat. Das glauben wir fest und leben und handeln aus diesem Glauben. Wir sind eng mit Ostern verbunden und bezeichnen uns als "Zeugen der Auferstehung". Daher sind beide Feste - Weihnachten und Ostern - für uns von großer Bedeutung. und das feiern wir auch.
Norbert von Xanten 1080-1134
Unser Ordensgründer lebte als wohl situierter Geistlicher niederen Ranges am Klerikerstift in Xanten am Niederrhein. Der bequeme Lebensstil eines Adelsnachkommen, der eine geistliche Laufbahn einschlagen sollten, war ihm nicht genug. Er sah offensichtlich wenig Sinn im Männerkonvent des Stiftes zu leben, wenn doch die einfachen Menschen draußen verarmt an Körper und Geist und geschunden von der täglichen Arbeit ihr Dasein fristeten. Norbert löste sich nach vergeblichen Versuchen, das Evangelium und somit Christus wieder im Zentrum der Gemeinschaft zu etablieren von ihr und wagte den Schritt, als Wanderprediger ohne Besitz durch das Land zu ziehen und dem Volk die Lehre Christi zu verkündigen, ja - vor allem verständlich erfahrbar zu machen. Binnen kürzester Zeit folgten ihm viele Hunderte nach und lebten als Klostergeschwister in seinen Niederlassungen oder als Menschen von weltlichem Stand im unmittelbaren Umfeld der Klöster mit. Vielleicht läßt sich aus dem obigen Gemälde ein Eindruck dieser Lebensphase Norberts gewinnen, aber auch verdeutlichen, wie er als Prediger für die Menschen zwischen ihnen und dem etablierten Klerus stand. Dieses Spannungsfeld zeichnete ihn zeitlebens aus, denn selbst am Lebensende blieb er trotz und gerade aufgrund seiner Bischofswürde zu Magdeburg immer ein Mensch Gottes und zugleich des Volkes. Das machte ihn zeitweise zur Zielscheibe heftigster Kritik beider Seiten. Dass Kirche und Menschen nicht getrennt bleiben können und dürfen, haben wir Prämonstratenser von Norbert beispielhaft erfahren. Er steht fest in der Nachfolge Christi und diese Haltung ist in Zeiten großer Krisen brandaktuell.
Warum tragen wir einen Habit?
Die Ordenstracht, der Habit, ist die seit alters her nicht nur gemeinsame Kleidung im Kloster, sondern auch das Erkennungszeichen des jeweiligen Ordens. Meistens entwickelte es sich aus der Kleidung der einfachen Leute der jeweiligen Gegend der Ordensgründung. In der Legende vom Hl. Norbert wird berichtet, dass der Graf Thibaut de Champagne auch in den Orden der Prämonstratenser eintreten wollte. Der Hl. Norbert riet ihm davon ab, gab ihm aber das Skapulier, das ihn mit der Klostergemeinschaft verband. Er sollte in der Welt nach der Spiritualität der Prämonstratenser leben und seinen Besitz so ansehen, als gehöre es ihm nicht. So gilt der Graf de Champagne als erster Tertiar, der einen vereinfachten Habit der Prämonstratenser trug. Uns ist es nach den Statuten der Prämonstratenser von 1949 erlaubt, einen Habit zu tragen, der sich aber deutlich von dem Habit der Chorherren unterscheidet. So tragen wir eine vereinfachte Form des Hamborner Chorherrenhabits ohne Knöpfe am Skapulier und an den Ärmeln, und ohne Mozetta.